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Vortrag mit Ivo Eichhorn: Der Warenfetisch und die Intellektuellen bei Marx

Mittwoch, 15. Juni 2016 - 19:00 bis 21:00
Ort: 
Oetinger Villa

Ivo Eichhorn: Der Warenfetisch und die Intellektuellen bei Marx

Das Fetischismus-Konzept bei Marx ist Gegenstand zahlreicher Debatten und Spekulationen. Es wird häufig als zentrale Vorraussetzung heutiger Ideologiekritik verstanden.
In dem Vortrag wird anhand einer Re-Lektüre der Marx'schen Formulierungen zum Fetischcharakter der Ware, des Geldes und des Kapitals danach Ausschau gehalten, was es mit ihm als konkreter ideologischer Form auf sich haben könnte. Marx zielt auf eine intellektuelle Tätigkeit, auf einen Typus von Intellektuellen, der als Vulgärökonomen bezeichnet wird. Diese arbeiteten den Warenfetisch erst zu einer ideologischen Form aus, in dem sie das Alltagsbewusstsein der Produktionsagenten rationalisierten. Die bei Marx zu findende Verzahnung von intellektueller Praxis mit den direkt in der ökonomischen Struktur aufzufindenden ideologischen Effekten, lässt eine einfache Ausweitung des Fetischismus-Konzepts auf andere soziale Phänomene wie Antisemitismus, Rassismus und Sexismus, fragwürdig erscheinen. Diese sind nämlich unter Einbezug der intellektuellen Rationalisierungen nicht länger als Phänomene der Verdinglichung, sondern als ideologische Formen, in denen mehrere Verhältnisse (ideologische, politische, ökonomische) miteinander artikuliert sind, aufzufassen.

Eine ausgearbeitete Theorie der Wirkungsweise der intellektuellen Tätigkeit, eine Ideologietheorie also, findet sich bei Marx nicht. Dennoch sollen im zweiten Teil des Vortrags anhand jener Stellen im Kapital, die sich auf die Trennung von Hand- und Kopfarbeit beziehen, Ansatzpunkte für eine solche gesammelt werden, um ermessen zu können, wodurch sich eine nonkonformistische, kritische Intellektualität heute, in Zeiten, für die die Trennung von Hand- und Kopfarbeit nicht selten in Frage gestellt wird, auszeichnen könnte.