Back to top

Kritik der Flüchtlingspolitik | Leo Elser

Mittwoch, 16. November 2016 - 18:30
Ort: 
S1|03/226

Kritik der Flüchtlingspolitik - Leo Elser

"Es gibt keine gute Flüchtlingspolitik. Zumindest dann nicht, wenn das Gute, auf das hier rekuriert wird, keinen partikularen oder instrumentellen Sinn, sondern einen moralischen, und das kann nur heißen: universellen, Sinn hat. Der Unterschied zwischen demjenigen, der glaubt, in Fragen der Flüchtlingspolitik mitreden zu müssen und demjenigen, um den es bei dieser Politik geht, der Unterschied also zwischen dem Flüchtlingspolitiker - egal ob er wirklich etwas zu entscheiden hat oder nicht - und dem Flüchtling, ist doch, dass Ersterer in einem Land lebt (und in der Regel auch leben darf) in dem leben zu dürfen für Letzteren nicht selbstverständlich ist, sondern beantragt werden muss. Der deutsche Flüchtlingspolitiker darf 'selbstverständlich' in Deutschland leben, weil er in Deutschland geboren ist - anders als der Syrer, Kosovare oder Kongolese. Von einem universellen Gesichtspunkt (und wer hier von Moral nicht sprechen mag, darf ihn auch Wahrheit oder Vernunft nennen) folgt aber aus dem Zufall des Geburtsortes gar nichts: keine moralische Berechtigung, darüber zu befinden, wer an einem bestimmten Ort leben darf und wer nicht." [1]

[1] aus Leo Elser (2016): Kritik der Flüchtlingspolitik. In: sans phrase Heft 8, Frühjahr 2016. Freiburg im Breisgau: ca ira Verlag, Seiten 12-19=