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Kommerzielle Werbung an Universitäten

Was an MLP und CO so gefährlich ist


Sie ist milliardenschwer, die Werbeindustrie. Ein nicht unerheblicher Teil davon entfällt auf gezieltes Werben des akademischen Nachwuchses. Es verwundert nicht, dass sich Unternehmen wie allmaxx und MLP auf den studentischen Markt eingefädelt haben und mit allen erdenklichen Mitteln versuchen, einen Fuß in die Tür der deutschen Bildungseinrichtungen zu bekommen. Immer öfter geschieht dies auch mit Förderung der jeweiligen Universitätsleitung.

Zeit Online [1] berichtet in einem Artikel vom 19.01.2009, wie MLP durch taktische Raffinesse einen Exklusivvertrag mit der Universität Bremen abschloss, um dort Studierende als Kunden gewinnen zu können. Am 29.04.2011 folgte sueddeutsche.de mit dem heute erkennbaren Ergebnis: Rhetorikkurse der Universität werden von MLP-Beratern gehalten und als Werbeveranstaltungen missbraucht.

Was sich wie ein schlechter Scherz anhört, ist kein Einzelfall. MLP kooperiert laut sueddeutsche [2] mit etwa 40 Hochschulen in Deutschland und bietet monatlich etwa 400 Seminare an. 400 Seminare, in denen es MLP nicht um die Fortbildung der TeilnehmerInnen, sondern ausschließlich um deren Kontaktdaten geht. So berichtet es jedenfalls ein ehemaliger MLP-Berater.

Dessen ungeachtet gehen weitere Universitäten Kooperationen mit MLP ein, wobei eine kurze Recherche eigentlich schon ausreichen müsste, um sich ein Bild von den Konsequenzen für die Studierenden zu machen. Sowohl die FAZ [3] als auch die Zeitschrift Finanztest [4] warnen in Artikeln aus dem Jahr 2008 vor den Beratern von MLP. Finanztest berichtet von Problemen verschiedener Absolventen, die sich von MLP Unmengen an Finanzpaketen hätten aufschwatzen lassen und ihre damaligen Entscheidungen heute bereuen.
Auch Studierende und Dozenten der TU Darmstadt äußerten uns gegenüber ihren Unmut über die BeraterInnen von Finanzdienstleistern. Diese hätten schließlich nur ein Ziel, den Vertragsabschluss. Rhetorisch können die meisten Studierenden diesen nur wenig entgegensetzen und werden schnell überzeugt, die ein oder andere Unterschrift zu leisten.

Bis vor kurzem hatte MLP an der TU Darmstadt Hausverbot, doch genau wie im Bremer Fall wurde dieses wieder gelockert. Die Universität spricht von einer Bewährungszeit. „Wenn weiter der Bremer Entwicklung gefolgt wird, haben wir in einem Jahr auch Seminare an der Universität,“ befürchtet Stephan Voeth, Referent des AStA der TU Darmstadt, „dass Finanzdienstleister an Universitäten eigene Veranstaltungen anbieten können ist ein Unding. Es ist doch klar, dass diese nur ihre eigenen Interessen verfolgen“. Auf die Problematik angesprochen antwortet Dr. Manfred Efinger, Kanzler der TU Darmstadt: „Zum Aufschwatzen gehören immer zwei: einer, der aufschwatzt und einer, der sich etwas aufschwatzen lässt.“ Efinger sieht den Handlungsbedarf eher bei den Studierenden, da diese lernen sollten, auch mal ‚Nein“ zu sagen. Die Konsequenzen einer solchen Denkweise lassen sich gut in der Finanztest [4] nachlesen.




[1] Zeit-Artikel vom 19.01.2009

[2] sueddeutsche-Artikel vom 29.04.2011

[3] FAZ-Artikel von 2008

[4] Finanztest-Artikel von 2008