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"Islamophobie" als politischer Kampfbegriff

Wednesday, June 5, 2013 - 6:30pm to 8:30pm
Ort: 
603qm

Vortrag & Diskussion mit Luzie Kahlweiß: "Islamophobie" als politischer Kampfbegriff

Vierter Teil der Ringvorlesung "Religionskritik" im Sommersemester 2013

Der Begriff „Islamophobie“ wurde in den letzten Jahren sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der journalistischen Diskussion weit verbreitet und stark diskutiert. Dabei wird er häufig in die Nähe von Kategorien wie Rassismus oder Antisemitismus gerückt und im Allgemeinen der Eindruck erweckt, es handele sich um ein verbreitetes bzw. zunehmendes gesellschaftliches Phänomen.

Dieser Befund wird im Vortrag näher analysiert und der Islamophobiebegriff einer konzeptionellen und empirischen Kritik unterzogen. Hierzu erläutert Luzie Kahlweiß zunächst die Genese des Begriffs und gängige Definitionen, um im nächsten Schritt argumentative Schwachstellen einer Reihe von Veröffentlichungen zum Thema aufzuzeigen. Hierbei wird deutlich, dass im Konzept „Islamophobie“ rassistische Forderungen, z.B. jene nach der Stoppung einer unterstellten „Islamisierung Europas“, mit berechtigen Fragestellungen, etwa jener nach der Vereinbarkeit der verschiedenen Formen islamischer Rechtssprechung mit dem Grundgesetz, vermengt werden.

Die Referentin kommt zu dem Schluss, dass die Unschärfe des Begriffs inhaltliche Diskussionen erschwert, was letztlich Rassisten und Islamisten gleichermaßen in die Hände spielt. Während sich erstere als Religionskritiker gerieren und es ihnen hierdurch gelingt an demokratische Diskurse anzuknüpfen, schotten sich letztere mit der Verwendung des Kampfbegriffs „Islamophobie“ effektiv gegen jede Kritik ab.

Referentinneninfo:
Luzie Kahlweiß ist Lehrbeauftragte am Institut für Politikwissenschaft der JLU Gießen. Ihr gemeinsam mit Samuel Salzborn verfasster Aufsatz „'Islamophobie' – Zur konzeptionellen und empirischen Fragwürdigkeit einer umstrittenen Kategorie“ ist vergangenes Jahr im Sammelband „Islamophobie und Antisemitismus – ein umstrittener Vergleich“ (Hrsg.: Botsch, Gideon et al.; Verlag Walter de Gruyter) erschienen.