Vortrag und Diskussion mit Jörg Kronauer<br /> <br /> + Informationsveranstaltung zum Neonaziaufmarsch in Gießen<br /> <br /> <br /> ...Mi, 08.06.2011, 18.30 Uhr (Infoveranstaltung) bzw. 19.30 Uhr (Vortrag)<br /> <br /> im 603<br /> <br /> Die Extremismustheorie erlebt seit den 1990er Jahren einen neuen<br /> Aufschwung und findet auch in der aktuellen Debatte um die<br /> "Extremismusklausel", mit der die Familienministerin Schröder quasi alle<br /> Initiativen gegen Rechts unter Generalverdacht stellt, ihren Niederschlag.<br /> In der Wissenschaft ist sie höchst umstritten. Die Annahme, “Extremismen”<br /> in der Rechten, im islamistischen Lager sowie auf der Linken hätten viele<br /> Gemeinsamkeiten und seien nur unterschiedliche Ausformungen eines<br /> “extremistischen” Kerns, wird von zahlreichen Fachleuten kritisiert –<br /> schließlich fasst sie völlig unterschiedlich strukturierte<br /> Weltanschauungen zusammen und dient zudem vor allem der Legitimation der<br /> “bürgerlichen Mitte”. Diese “bürgerliche Mitte” wird denn auch von den<br /> Extremismustheoretikern gewöhnlich nicht weiter hinterfragt.<br /> Gänzlich ungeachtet ihrer wissenschaftlichen Fragwürdigkeit entfaltet die<br /> Extremismustheorie zunehmend praktische Wirkung. In den 1950er Jahren<br /> popularisiert, um der Bonner Republik eine ideologische Basis zu verpassen<br /> und zugleich den staatlichen Antifaschismus der DDR zu delegitimieren,<br /> erlebt sie seit den 1990er Jahren einen neuen Aufschwung. Unterstützt<br /> nicht zuletzt von den Bundes- und Landeszentralen für politische Bildung<br /> bieten Extremismustheoretiker das Rüstzeug, das es ermöglicht, nicht nur<br /> Neonazis zu attackieren, sondern auch fundamentale linke Kritik. Immer<br /> öfter geraten Antifaschistinnen und Antifaschisten ins Visier der<br /> Extremismustheoretiker und ihrer praktischen Adepten in den Behörden. Der<br /> Vortrag informiert über die Extremismus- bzw. Totalitarismustheorie, über<br /> wissenschaftliche Kritik an ihr und über ihre praktische Anwendung durch<br /> die bundesdeutschen Behörden seit den 1950er Jahren.