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Polizei kesselt nach Ende der Demo 50 Studenten ein

TUD-Student will gegen Beamten Strafanzeige stellen / Müllcontainer auf die Straße gezogen / Polizei: Auflagen nicht eingehalten

Teilnehmer der Demonstration gegen Studiengebühren werfen der Polizei Gewalt vor. Beamte sollen Studenten eingekesselt, getreten und geschlagen haben. Die Polizei nahm von 50 Demonstranten die Personalien auf und erteilte Platzverweise.

Darmstadt - Bis zum offiziellen Ende der Demonstration am Mittwochabend am Steubenplatz war alles friedlich verlaufen. Rund 250 Studenten mit roten Zipfelmützen und erstmals auch Eltern waren aus Protest gegen Studiengebühren durch die Stadt gezogen. Die Situation eskalierte gegen 18 Uhr auf dem Rückweg in der Fußgängerzone.

Ein TUD-Student berichtet, dass ein Polizist ihn als "Wichser" beschimpft und von hinten in die Kniekehle getreten habe. Er sei in einer Gruppe unterwegs gewesen, die nach dem offiziellem Demo-Ende weiterprotestiert habe und deren Personalien die Polizei später festgestellt habe. Beamte hätten sie in der Ludwigstraße abgefangen und voran gedrängt. "Ich habe nichts getan, außer herum zu stehen", sagt der Student. Auf Nachfrage habe der Beamte weder Namen noch Dienstnummer nennen wollen und ihm stattdessen gedroht, er werde ihn in den Knast bringen. "Für eine solche Härte gab es aber keinen Anlass", sagt der Student.

Für den Vorfall gibt es Zeugen - darunter eine Stadtverordnete der Grünen. Der Student war tags darauf beim Arzt, der eine Prellung diagnostizierte. Der Betroffene will Strafanzeige wegen Körperverletzung stellen. Sascha Decristan, Asta-Referent der TUD, berichtet von weiteren Vorfällen. Er habe gesehen, wie Beamte Studenten brutal auf die Erde gedrückt hätten. Ein Kollege vom Asta der Fachchochschule habe Stockhiebe vor die Brust abbekommen.

"Völlig überzogen"

Ein Vater nennt das Polizeivorgehen "völlig überzogen". "Die sind von zwei Seiten mit Mannschaftswagen herangeprescht. Das soll die Studenten doch nur einschüchtern". Auch Decristan hält den Einsatz für unverhältnismäßig. Er beobachte seit Monaten eine "härtere Gangart" der Polizei und vermutet eine Anweisung aus dem Ministerium.

Laut Dieter Wüst, Sprecher des Polizeipräsidiums, griffen die Beamten erst nach Ende der Demonstration ein, als sich Gruppen abspalteten und durch die Stadt zogen. Sie hätten Müllcontainer auf die Straße gezogen und den Verkehr behindert. Die Polizei habe die Gruppe am Ludwigsplatz umschlossen, die Personalien von 50 Teilnehmen aufgenommen und Platzverweise erteilt.

Sprecher Ferdinand Derigs erklärt, die Polizei werde ermitteln und "lückenlos aufklären". Zeugen und Einsatzleitung sollen gehört werden, die Ergebnisse an die Staatsanwaltschaft gehen. Derigs dementiert, dass ein Polizeistock eingesetzt wurde. Zugleich kündigte er ein Verfahren an, weil die Demonstranten mehrere Auflagen nicht beachtet hätten. So sei es dem Demonstrationszug untersagt worden, die Straßenbahnschienen und die Rheinstraße stadtweinwärts zu benutzen.

News Author: 
Sascha Decristan