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"Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" - Über die repressive Internalisierung der Arbeitsethik Luthers | Klaus Thörner

Mittwoch, 15. Mai 2019 - 19:30 bis 20:30
Ort: 
221qm [806qm] Alexanderstraße 2, 64289 Darmstadt

Bis ins hohe Mittelalter wurde körperliche Arbeit als notwendiges Übel oder als Voraussetzung eines gottgefälligen Lebens ohne positiven Eigenwert betrachtet. Schwerstarbeit galt umgangssprachlich als ‚Heidenarbeit‘, das heißt Arbeit, die von Christen nicht zu verrichten sei.

Luther definierte, im Gegensatz zur bis dahin verbreiteten Auffassung, in seiner Bibelübersetzung Arbeit nicht mehr als Last und Knechtschaft, sondern als Beruf, abgeleitet vom religiösen Begriff der Berufung. Als solche sei sie als göttliche Aufgabe und Pflichterfüllung an der christlichen Gemeinschaft zu verstehen und demütig an dem Platz zu verrichten, der dem Menschen angeblich von Gott vorbestimmt werde. In diesem Sinne rief er jeden Christen auf: „Glaube an Christus und tue, was Du schuldig bist zu tun, in Deinem Berufe.“ 400 Jahre nach der Reformation prangte auf den Eingangstoren nationalsozialistischer Vernichtungslager die Parole „Arbeit macht frei“.

 

Dr. Klaus Thörner, Autor des demnächst erscheinenden Buches „Deutscher Arbeitswahn und Judenhass von Luther bis Hitler“ wird in seinem Vortrag der Frage nachgehen, in welcher Weise und in welchen Etappen sich die Internalisierung des deutschen Arbeitswahns vom 16. bis zum 20. Jahrhundert vollzog.