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Mehr ErstsemesterInnen – weniger Gesamtstudierende

4% mehr StudienanfängerInnen im Studienjahr 2007 – dafür Gesamtzahl der Studierenden rückläufig.

Peter Weigl, Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes, stellte am letzten Mittwoch in Berlin auf der Pressekonferenz „Hochschulstandort Deutschland 2007“ die ersten vorläufigen Ergebnisse der aktuellen Studienanfängerzahlen im Jahr 2007 vor. Demnach haben 358.200 StudienanfängerInnen ihr Studium im Sommersemester 2007 und Wintersemester 2007/2008 in Deutschland begonnen. Dies sind 4% mehr als im Jahr davor. An den Universitäten betrug die Zunahme rund 2%, an den Fachhochschulen 8%.

Mehr Erstsemester begannen ihr Studium 2007 zum Beispiel an den Hochschulen in Brandenburg, Bremen (jeweils + 14%), Berlin (+ 12%), Thüringen und Sachsen (jeweils + 9%). Ein Rückgang war hingegen im Saarland (– 3%) sowie in Baden-Württemberg (– 2%) und Hessen (– 0,4%) zu verzeichnen. Auffallend ist hierbei, dass die Anzahl der ErstsemesterInnen vor allem in den Bundesländern gestiegen ist, die ein gebührenfreies Erststudium anbieten. In den Ländern, in denen Studiengebühren erhoben werden, sanken die ErstsemesterInnen-Zahlen stattdessen.

Allerdings ist die Gesamtzahl der Studierenden an den Hochschulen in Deutschland um knapp 2%, (- 31.900) auf 1.948 Millionen Studierende gesunken.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) klopft sich selbst auf die Schulter und ließ auf der Hochschulrektorenkonferenz verlauten, dass der Hochschulpakt 2020 seine ersten Wirkungen zeigt und Deutschland nun eine „Trendwende“ hinsichtlich der ErstsemesterInnen-Zahlen durchläuft. Dumm nur, dass die von der Bundesregierung anvisierte Quote von 40% eines Altersjahrgangs noch immer in weiter Entfernung schimmert. Nur 36,6% der AbiturientInnen entschied sich demnach im Studienjahr 2007 für ein Studium, vor vier Jahren waren es noch 38,9 Prozent gewesen. Und nur ungefähr 21% eines Jahrgangs bringen ihr Studium dann auch erfolgreich zu Ende.
Leider steht Deutschland im internationalen Vergleich noch viel dümmer da. In den OECD-Ländern beginnen rund die Hälfte der Jugendlichen ein Studium; in Australien lag die Quote 2005 sogar bei unglaublichen 82%.

Die Zahlen sind enttäuschend für die Befürworter der Studiengebühren. Und was nun? Rudert man zurück und gesteht ein, dass das alles eine blöde Idee war? Nein. Man fordert höhere Gebühren, denn anscheinend reichen die aktuell erhobenen Gebühren nicht aus, um den Jugendlichen die Universitäten attraktiver zu machen!?
So forderte erst jetzt wieder HRK-Präsidentin Margret Wintermantel auf der Hochschulrektorenkonferenz höhere Gebühren, um die Betreuung der neuen Bachelor-Studiengänge weiter auszubauen.
Die Länder strichen in den letzten Jahren rund 1500 Professorenstellen, obwohl sie von den ansteigenden AbiturientInnenzahlen wussten – und jetzt soll das ganze aus den Studiengebühren wieder gestopft werden. Wirklich eine tolle Idee! Applaus!
Es ist doch immer wieder schön mit anzusehen, wie die Studiengebühren-Befürworter immer neue Rechtfertigungen für sich und ihre Sache finden und das alles obwohl ihr Studiengebühren-Dampfer schon das ein oder andere Leck hat.

News Author: 
Alexandra Poth