Back to top

SUBJEKT GESELLSCHAFT

04.11. Stefan Müller (Frankfurt)
Gesellschaft und Kritik – zwischen ‘universellem Verblendungszusammenhang’ und ‘versöhnter Gesellschaft’ bei Theodor W. Adorno
11.11. Jennifer Ch. Müller (Gießen)
Kultur und Kapitalismus
18.11. Alex Demirovic (Berlin)
Kritische Theorie der Gesellschaft und gesellschaftliche Veränderung
25.11. Thilo Naumann (Darmstadt)
Familie – gesellschaftliche Funktion und Alltagspraxis
02.12. Roger Behrens (Hamburg)
Der Idiotismus des Stadtlebens. Zur Kritik der urbanen Gesellschaft
09.12. Klaus Dörre (Jena)
Die Klassenstruktur der Gesellschaft
16.12. Hans-Joachim Busch (Frankfurt)
Unbehagen – und sonst gar nichts? Eine psychoanalytisch-sozialpsychologische Gegenwartsdiagnose.
13.01. Michael Hartmann (Darmstadt)
Macht und Finanzkrise – gibt es einen Zusammenhang?
20.01. Susanne Spindler (Darmstadt)
Rassismus trotz Diversität – wie und warum wir mit Rassismus soziale Ungleichheit herstellen.

 

Stefan Müller - Gesellschaft und Kritik – zwischen ‘universellem Verblendungszusammenhang’  und ‘versöhnter Gesellschaft’ bei Theodor W. Adorno

Die Kritische Theorie Adornos rekurriert auf eine gesellschaftstheoretische Konzeption, die zwischen ‚universellem Verblendungszusammenhang’ (Adorno) und ‚versöhnter Gesellschaft’ oszilliert. Doch was bedeutet dies? Welche (Minimal-)Anforderungen an eine kritische Gesellschaftstheorie ergeben sich daraus?

Vor allem im Rückgriff auf Adornos Konzept einer negativen Dialektik werden im Vortrag elementare Probleme einer kritischen Gesellschaftstheorie dargestellt und diskutiert: Was ist und wie zeigt sich das Moment der Kritik innerhalb der Kritischen Theorie? Der Begriff der Dialektik spielt dabei ebenso eine hervorgehobene Rolle wie die gesellschaftstheoretisch unhintergehbare Unterscheidung von Wesen und Erscheinung, Subjekt und Objekt. Im Verhältnis von Autonomie und Heteronomie erweist sich die repressive Bestimmung eines ‚universellen Verblendungszusammenhangs’ (Adorno); der emanzipatorische Horizont öffnet sich im Blick auf die ‚versöhnte Gesellschaft’ (Adorno).

 

Jennifer Ch. Müller - Kultur und Kapitalismus

Der Vortrag beginnt mit einem Exkurs zu dem Fetischcharakter der Ware in der Theorie von Karl Marx und deren Rolle in der von Theodor W. Adorno kritisierten Kulturindustrie. Anschließend wird in Anlehnung an Adorno die Funktion von Musik diskutiert sowie die Unmöglichkeit ästhetischer Urteile mit Bezugnahme auf Immanuel Kant erörtert. Die Diskussion des gesellschafts- und massenkulturkritischen Textes von Adorno beginnt mit der Untersuchung des Zusammenhangs von Kultur und Konsum in der kapitalistischen Gesellschaft. Anschließend wird die ästhetische Perspektive Adornos auf die Gesellschaft und deren Umgang mit Kunst im Allgemeinen und Musik im Besonderen thematisiert. In diesem Kontext wird erläutert, was Adorno genau unter der Regression des Hörens versteht. Zentrale Fragestellungen sind: Wie entsteht dieses Phänomen? Welches sind die Kennzeichen regredierter Hörer? Welche potentiellen Lösungsmöglichkeiten für dieses gesellschaftlich-ästhetische Dilemma sind aus Adornos Ausführungen ableitbar? Zur Veranschaulichung Adornos Argumentation und zur Untermauerung meiner zumindest minimal optimistischen Schlussfolgerungen werden die Analysen zweier Hörbeispiele vorgestellt.

 

Alex Demirovic - Kritische Theorie der Gesellschaft und gesellschaftliche Veränderung

Es gehört zu den Merkmalen der bürgerlichen Gesellschaft, einen Gesamtzusammenhang zu bilden, diesen aber nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Einzelnes wird beanstandet und kritisiert, das Klimaproblem, die Verschlechterung der Bildung, die Arbeitslosigkeit oder der Alkoholismus von Jugendlichen, aber über den Zusammenhang darf nicht gesprochen werden. Das gilt als Zeichen für Pessimismus. Ans Ganze darf nicht gerührt werden. So schreitet im einzelnen alles fort und fort, aber das Ganze nicht. Der Vortrag will diesen Problemzusammenhang ansprechen und behandeln.

 

Thilo Naumann - Familie heute – gesellschaftliche Funktion und Alltagspraxis

Die Familie ist ein schillerndes Gebilde. Sie ist „Sozialisationsagentur der Gesellschaft“ (Erich Fromm) und zugleich ein intensives Beziehungsgeflecht. Heute zeigt sich eine Vielfalt von Familienformen, die aber in einen gemeinsamen gesellschaftlichen Kontext wachsender sozialer Ungleichheit und Ökonomisierung eingebettet sind. Damit einher geht einerseits die Gefahr, dass Familien durch Leistungszwänge und prekäre Alltage überlastet werden. Andererseits besteht die Chance, neue Spielräume für Selbstbestimmung, Empathie und Solidarität zu nutzen. Vor diesem Hintergrund geht der Vortrag der Frage nach, welche Beschädigungen in der Familie einsozialisiert zu werden drohen und welche politischen und sozialpädagogischen Maßnahmen zur Erweiterung emanzipatorischer Gestaltungsräume geeignet sein können.

 

Roger Behrens - Der Idiotismus des Stadtlebens: Zur Kritik der urbanen Gesellschaft

Wenn wir von der modernen Gesellschaft sprechen, auch im kritischen Sinne, dann zumeist von der Stadtgesellschaft beziehungsweise von sozialen Verhältnisse, die sich nachgerade selbstverständlich als urbane Verhältnisse darzustellen scheinen.  Die Stadt ist mithin zum originären, spezifischen Ort der gegenwärtigen Gesellschaft geworden; sie ist und bleibt der Maßstab für die aus der Moderne und Postmoderne hervorgegangenen Lebensformen, auch wenn die Struktur der Stadt selbst in den letzten zwei Jahrhunderten fundamentalen Veränderungsprozessen unterworfen ist. Insofern ist auch eine kritische Theorie der Gesellschaft immer als kritische Theorie der Stadt und der urbanen Lebensweise zu begreifen. Dabei erweist sich gerade angesichts der jüngsten global zu beobachtenden Stadtentwicklungsprozesse die kritische Theorie als notwendig, um wiederum auch eine aktuelle und den Verhältnissen adäquate Gesellschaftskritik zu formulieren.

In dem Vortrag sollen zum einen historische und systematische Grundlagen einer kritischen Theorie der Stadt dargestellt werden, zum anderen anhand neuester Entwicklungen, die allenthalben gegenwärtig sind, die kritische Theorie in ihren Schlüsselkategorien überprüft und aktualisiert werden.

 

Hans-Joachim Busch - Unbehagen – und sonst gar nichts? Eine psychoanalytisch-sozialpsychologische Gegenwartsdiagnose

Das Unbehagen, das die Menschen insbesondere unter den Bedingungen einer entwickelten Gesellschaft empfinden, ist dem Widerstreben der Subjekte gegen die Anforderungen und Einschränkungen des Kulturlebens geschuldet. Das hat die psychoanalytische Sozialpsychologie, beginnend mit Freud, aufgewiesen. In der spätmodernen Gesellschaft haben sich die diesbezüglichen Belastungen eher noch verschärft. Dazu scheint etwa die weithin registrierte Zunahme von Depressionen zu passen. Dieser Tatsache hat sich eine Diagnose der gegenwärtigen Verhältnisse nüchtern zu stellen. Aber dies ist nur die eine Seite der psychischen Verfassung unserer Zeit, die der Vortrag thematisieren wird. Die andere Seite, von der er handelt, besteht darin, im Sinne einer kritischen politischen Psychologie Tendenzen einer Reflexion und Gegenreaktion wahrzunehmen; darin wird die Initiative der Subjekte sichtbar, sich gesellschaftlich neu und psychisch verträglicher einzurichten.

 

Michael Hartmann - Macht und Finanzkrise – gibt es einen Zusammenhang?

Wer die Macht hat, redet öffentlich nur ungern darüber. Die Mächtigen bleiben lieber unerkannt. Selbst die Spitzenpolitiker, die gewählt werden müssen und deshalb in der Öffentlichkeit stehen, haben lange Jahre immer wieder darauf verwiesen, dass sie eigentlich nur wenig Einfluss haben, da die Globalisierung fast alles bestimme. Die jetzige Finanz- und Wirtschaftskrise ist aber ganz wesentlich mit Entscheidungen der Mächtigen verbunden. Sie beruht auf einer politisch gewollten Deregulierung, auf einer politisch massiv vorangetriebenen Kluft zwischen Arm und Reich und einer politisch voran getriebenen Privatisierung der Rentensysteme. Daher stellt sich die Frage: Wer sind die Mächtigen im Lande und welche Interessen verkörpern sie? Welche Verantwortung tragen sie für die aktuelle Krise?

 

Susanne Spindler - Rassismus trotz Diversität. Wie und warum wir mit Rassismus soziale Ungleichheit herstellen

Chancenungleichheit im Bildungssystem, Residenzpflicht für Flüchtlinge, alltägliche Gewalt gegen „Andere“, Stigmatisierungen aufgrund von Hautfarbe, Verdächtigung aufgrund der Religion und alle Jahre wieder eine Debatte über Integration, wahlweise aufgekocht durch Wahlkämpfe oder Auslassungen einzelner wie z.B. Thilo Sarrazin. Damit sind nur einige Schlagworte aus einem Konglomerat verschiedener rassistischer Praxen genannt. Rassismus entsteht nicht nur durch das, was gesagt und getan wird, sondern auch durch das, was ausgeblendet wird: Wie gelingt es, „Weißsein“ als Normalität zu konstruieren, die nicht hinterfragt wird? Der Vortrag wird auf verschiedene rassistische Formen eingehen, die auch auf ihre historischen Linien hin befragt werden. Funktionen von Rassismus werden aufgezeigt und die Frage diskutiert, ob Rassismus in einer heterogenen und diversifizierten Gesellschaft nicht langsam ausgedient haben könnte.

 

 

Ringvorlesung-DA-09_WiSe-Plakat-02.jpg