Admin 30. November 2010 - 13:33
Danke für die warmen Worte
Ein Jahr nach den Protesten von Studierenden in ganz Europa hat sich an der Situation der Hochschule nichts Nennenswertes verbessert.
Im Gegenteil: Durch neue Einsparungen hat sich die Bildungsmisere verschärft, während sich die Folgen von Bologna, Stiftungsuni, Elitenbildung und blindem Leistungswahn weiter manifestieren.
Hinter der Fassade der schillernden neuen Frankfurter Stiftungsuni stößt man allerorts auf prekäre Beschäftigung: miserable Studienbedingungen, undemokratische Strukturen, Leistungs- und Konkurrenzwahn. Als im letzten Winter Studierende gegen diese Zustände protestierten, wurden sie vom Campus geprügelt und mit warmen Worten ruhiggestellt. Dass dabei die simulierte Mitbestimmung in den „Bologna-Werkstätten“ ein schlechter Ersatz für eine demokratisch verfasste Hochschule ist, verdeutlicht auch die aktuelle Gestalt des Wissenschaftsbetriebs. Die Qualität von Wissenschaft wird an dem Profit gemessen, den sie verspricht. Kritische Positionen werden verdrängt während Stifter über die inhaltliche Ausrichtung von Professuren entscheiden.
Im Bildungsbereich zeigt sich einmal mehr, was derzeit gesamtgesellschaftliche Tendenz ist: Proteste werden ignoriert, ausgesessen oder wahlweise kriminalisiert und mit Polizeigewalt aus der Welt geschafft.
Die leeren Versprechungen ändern nichts an den Ursachen des Widerstands.
Danke für die warmen Worte – aber die Kritik der letzten Jahre behält volle Gültigkeit.
Kommt alle zur Demo und sagt mit uns: “Danke für die warmen Worte”.