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Geschlossene Gesellschaft

Nach einer Pause findet dieses Semester wieder die Ringvorlesung des AStAs der TU Darmstadt statt. Unter dem Titel "Geschlossene Gesellschaft? - Inklusion und Exklusion in Deutschland" widmet sie sich der grundlegenden Frage, wie sich die Gesellschaft über Einschluss- und Ausschlussmechanismen konstituiert. Das Augenmerk liegt dabei auf der gesellschaftlichen Ebene: So werden neben Mechanismen der Elitenbildung auch Ausgrenzungsphänomene aufgrund von Geschlecht, Ethnie oder Religion thematisiert. Neben diesem eher soziologischen Teil widmet sich ein anderer Strang der Ringvorlesung auch der Frage, wie mit dem Widerspruch der formalen Gleichberechtigung auf der einen Seite und dem Problem der praktisch existierenden Exklusionsmechanismen auf der anderen Seite in der Wissenschaft umgegangen wird.

Elitenbildung in Deutschland – Prof. Dr. Hartmann
25.04. – 603qm

Sarrazin, Sloterdijk und die „rohe Bürgerlichkeit“ – Dr. David Salomon
09.05.2012 – 603qm

Antisemitismus im wiedervereinigten Deutschland – Dr. Stephan Grigat
23.05.2012 – 603qm

Überwachung und soziale Proteste – Matthias Monroy
30.05.2012 – Schlosskeller

Antiziganismus in Deuschland – Roswitha Scholz
06.06 – 603qm

Vom Rassismus zur kulturellen Diskriminierung – Dr. Olga Zitzelsberger
13.06. – Schlosskeller

Die soziale Herstellung des biologischen Geschlechts – Dr. Heinz Jürgen Voß
20.06. – 603qm

Antimuslimischer Rassismus in Deutschland – Jörn Schulz
04.07 – 603qm

 

 

Elitenbildung in Deutschland – Prof. Dr. Hartmann
25.04. – 603qm

Prof. Hartmann eröffnet die diesjährige Ringvorlesung mit einem Vortrag über die Elitenbildung in Deutschland mit der Frage, wie sich die deutschen Eliten konstituieren und aus welchen sozialen Schichten sie stammen. Trotz der vor mehr als 40 Jahren ausgerufenen Bildungsexpansion, die u.A. auch eine höhere Chancengleichheit erreichen sollte, fällt sein Urteil nüchtern aus. Er zeigt auf wie die Nachwuchsrekrutierung über soziale Herkunft und einen damit verbunden Habitus stattfindet und geht dabei kritisch auf den Mythos der Chancengleichheit und so genannte „funktionalistische Elitentheorien“ ein, die behaupten Elitenpositionen könnten heutzutage allein durch Leistung erlangt werden.

Sarrazin, Sloterdijk und die „rohe Bürgerlichkeit“ – Dr. David Salomon
09.05.2012 – 603qm
Seit 2002 untersuchen Wissenschaftler in der Langzeitstudie "Gruppenbezogene Menschenfeindlickeit" die Ausmaße, Entwicklungen und Ursachen von Vorurteilen in Deutschland. Dabei haben die Forscher die Folgen der Wirtschaftskrise unter die Lupe genommen - und dabei eine "deutliche Vereisung des sozialen Klimas", rohe Bürgerlichkeit und einen zunehmenden Klassenkampf von oben beobachtet. Die Feindbilder in einer durchweg wirtschaftlich geprägten Gesellschaft seien Muslime und "wirtschaftlich Nutzlose".
 

Antisemitismus im wiedervereinigten Deutschland – Dr. Stephan Grigat
23.05.2012 – 603qm

Sei es der "klassische" völkische der Neonazis, der islamische der Salafisten, der antizionistisch verbrämte von Teilen der Linken oder auch nur einzelne Stereotype in der Mehrheitsgesellschaft: Antisemitismus spielt auch mehr als sechzig Jahre nach dem "Dritten Reich" immer noch eine viel zu große Rolle in Deutschland. Seit Jahren ist die Feindschaft gegen Jüd_innen wieder auf dem Vormarsch, wie zahlreiche Studien mit geradezu erschreckenden Ergebnissen belegen. Gerade im vergangenen Jahrzehnt erlebte er mit zahlreichen Verschwörungstheorien eine Konjunktur und nicht einmal mehr Mainstreammedien scheuen sich noch, antisemitischen Argumentationen Raum zu geben. Stephan Grigat geht diesem Phänomen nach, beschreibt die mannigfaltigen Spielarten und geht auf Spurensuche nach dem Antisemitismus im wiedervereinigten Deutschland.

Überwachung und soziale Proteste – Matthias Monroy
30.05.2012 – Schlosskeller

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Antiziganismus in Deuschland – Roswitha Scholz
06.06 – 603qm

Roswitha Scholz (Gruppe Exit) referiert zur Ge­schich­te und In­halt „einer we­sent­li­chen und des­halb ‚ver­ges­se­nen‘ Va­ri­an­te des mo­der­nen Ras­sis­mus“. Ge­meint ist der An­ti­zi­ga­nis­mus, der sich gegen Sinti und Roma rich­tet, die in Eu­ro­pa als so­ge­nann­te „Zi­geu­ner“ dis­kri­mi­niert und ver­folgt wur­den und wie­der zu­neh­mend ver­folgt wer­den.
Vorurteile gegen Roma und Sinti sind dabei manigfaltig: Sei es in ihrer negativen Form, in der die "Zigeuner" per se kriminell difamiert werden oder aber die vermeintlich postiv-romantische Verklärung der vermeintlich frei lebenden Musiker und Künstler.

Das Antiziganismus auch heute noch eine nicht zu verachtende Rolle spielt, beweisen aktuelle Ereignisse in Frankreich und Ungarn

Vom Rassismus zur kulturellen Diskriminierung – Dr. Olga Zitzelsberger
13.06. – Schlosskeller

eit den 1970er Jahren ist eine schier unüberschaubare Flut an Abhandlungen zu den verschiedensten Spielarten der „Interkulturellen Pädagogik“ erschienen, die sich allesamt das Ziel gesetzt haben, ein tolerantes Zusammenleben verschiedener „Kulturen“ in Deutschland zu fördern und Vorurteile abzubauen.

Was auf den ersten Blick erstrebenswert klingen mag, erweist sich bei näherer Betrachtung jedoch als nicht unproblematisch. So tragen einige Ansätze, wenn auch ungewollt, durch die Verwendung eines essentialisierenden Kulturbegriffs, vielmehr zur Verfestigung von Klischees und Vorurteilen, als zu deren Abbau bei.

Die soziale Herstellung des biologischen Geschlechts – Dr. Heinz Jürgen Voß
20.06. – 603qm

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Antimuslimischer Rassismus in Deutschland – Jörn Schulz
04.07 – 603qm

Das Forschungsprojekt „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ an der Uni Bielefeld, bekannter unter dem Namen „Heitmeyer-Studie“, ermittelt regelmäßig beängstigend hohe Werte zur Verbreitung der Ablehnung von Menschen mit muslimischen Hintergrund. So lehnten beinahe zwei Drittel der Befragten der Aussage ab, die muslimische Kultur passe in „unsere“ westliche Welt.Die Formen der Ablehnung sind dabei mannigfaltig und reichen von Vorurteilen gegenüber der Religion, über kulturalistische Verallgemeinerungen oder einem pauschalen „Terrorverdacht“ bis hin zu offenen Gewaltausbrüchen gegenüber Menschen mit wirklichem oder gemutmaßten muslimischen Background.

Auf der anderen Seite entwickelte sich in den vergangenen Jahren mit dem Bezeichnung „Islamophobie“ eine äußerst problematische Begrifflichkeit. Problematisch ist hier zum einen die häufige Gleichsetzung von rassistisch begründeter Menschenfeindlichkeit mit dem Antisemitismus, der bei manchen Autor_innen in der Aussage gipfelt, Muslime wären die „neuen Jüd_innen“. Zum anderen machen sich zahlreiche konservative islamische Gemeinden und das Regime im Iran den Begriff zu Nutze, um damit Rassismus gegenüber Muslimen auch mit progressiven Formen der „Islamkritik“ gleichzusetzen und damit Religionskritik per se zu tabuisieren.

 

 

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