Der Aberglaube des Positivismus
Vortrag & Diskussion mit Jörg Huber: Der Aberglaube des Positivismus
Fünfter Teil der Ringvorlesung "Religionskritik" im Sommersemester 2013
Wesentliches Ziel der Aufklärung war, allen Arten von metaphysischem Dogmatismus den Boden zu entziehen. Damit zielte sie zuerst auf die Religion, um deren scheinbar göttlicher Ordnung die Legitimation zu bestreiten. Sie konfrontierte religiöse und metaphyische Postulate mit für prinzipiell jeden nachvollziehbaren Erfahrungen, die ihnen nicht entsprachen. Der objektive Widerspruch diente ihr also als negatives Kriterium von Wahrheit. Zugleich setzte die neuzeitliche Wissenschaft die Empirie als alleinige Quelle jeder Art von Erkenntnis durch. Objektive Wahrheit soll zuvörderst aus dem Prinzip der direkten Beobachtung entstehen und die gemessenen Fakten dann erlauben, das Wesen der Welt in Theorien zu erfassen. Die Wissenschaft bringt auf diese Art und Weise jedoch nicht nur Fortschritt für Wissen und Technologie. Stephen Hawking verbreitet als Prophet der neueren Kosmologie ein irrationales Welterklärungsmodell und ideologische Prognosen über die Zukunft der Menschheit im All. Der Aberglaube, die Menschen könnten das Universum erobern oder bald Aliens treffen, kann sich mit Unterstützung der Wissenschaft gegen jede Evidenz halten. Die Statistik behauptet aus jeder beliebigen Ansammlung von Daten Erkenntnisse gewinnen zu können, obwohl sie damit wie im Falle ökonomischer Prognosen offenkundig und regelmäßig kläglich scheitert. Aktuell treffen die Methoden des Data mining auf das gigantische Datenaufkommen der Internetnutzung. Big data ist nicht nur ein El Dorado der Werbebranche, die Wissenschaft phantasiert wieder einmal von der vollständigen Information über das Weltgeschehen und seiner politischen Steuerung.
Referenteninfo: Jörg Huber (Physiker) publiziert in der Zeitschrift Bahamas und der Zeitung Jungle World. Seine Beiträge finden sich auch auf seiner Webseite http://joerghuber.net.