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Experimentell offenes Zukunftsbild gegen bloße Zukunftsintention. Theodor W. Adorno und Ernst Bloch in Auseinandersetzung um Kritische Theorie wie Utopie

Mittwoch, 7. Januar 2015 - 18:30 bis 20:30
Ort: 
Schlosskeller der TU Darmstadt

Burghard Schmidt: Experimentell offenes Zukunftsbild gegen bloße Zukunftsintention. Theodor W. Adorno und Ernst Bloch in Auseinandersetzung um Kritische Theorie wie Utopie

Achtung: Der Termin liegt in der vorlesungsfreien Zeit, findet aber trotzdem statt!!!

Unter dem Einfluss Gustav Landauers Revolutionsschrift von 1908 hat Ernst Bloch den Utopiebegriff fürs 20. Jahrhundert verwandelt - aus einem Terminus für eine spezielle Theoriegattung der Konstruktion von Idealgesellschaften und deren Rechtfertigung oder Ironisierung zu einer auf Zukunft gerichteten Theoriehaltung überhaupt, ebenfalls unter Einschluss des Ironisierens. So konnte er alle Kulturbildung einbeziehen zu einer großen Überprüfung und Diskussion auf ihre Zukunftshaltigkeit, ohne auf das beschränkt zu sein, was sich selber als Utopie deklarierte, und das ja oft genug mit dem Akzentuieren der Unverwirklichbarkeit. Daraus entstand gemäß dem frühen Buchtitel von Bloch „Geist der Utopie“ (1918) das „Prinzip Hoffnung“, weit für sein Philosophieren das damit betitelte spätere Hauptwerk (1954 – 1959) überschreitend in der von ihm so formulierten „gelehrten Hoffnung (docta spes).

Sein jüngerer Freund aus den zwanziger Jahren, Theodor W. Adorno, schrieb dann, gleichsam zum Resümee in den sechziger Jahren, dass er nichts geschrieben habe, was nicht von Blochs „Geist der Utopie“ beeinflusst gewesen wäre. Volles Bekenntnis zur Utopie also bei Adorno. Und doch konterkarierte er Bloch durch das Verhängen gleichsam eines Bilderverbots für die Zukunft. Denn alle Zukunftsbildnerei schreibe nur die gewordene Gegenwart in die Zukunft fort. Dieses Bilderverbot vertrat Adorno aber gerade im Namen der Utopie.

Bloch hat der darin ausgesprochenen generellen Skeptik in seinem Werk dadurch entsprochen, dass er Zukunftsbilder utopischen Sinns charakterisierte als „Auszugsfiguren aus sich selber“. Gerade dadurch lässt sich Utopie nicht mit Planung verwechseln. Die Zukunftsbilder bleiben also so provisorisch wie prekär und entfalten die ihnen utopisch gemäße Wirkung nur in einer Leitmotivik des Handelns und das heißt: in permanenter Korrektur. Der auf diese Weise hervorgehobene Gesichtspunkt in der Vermittlung von Bloch mit Adorno bleibt entscheidend für alles utopische Theoretisieren unserer Zukunft.

Über den Referenten: http://de.wikipedia.org/wiki/Burghart_Schmidt_%28Philosoph%29