Alex Feuerherdt | Mythos „Nakba“. Die Entstehung Israels, der arabische Antisemitismus und die Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten
Mythos „Nakba“. Die Entstehung Israels, der arabische Antisemitismus und die Vertreibung der Juden aus den arabischen Staaten
Nur wenige Stunden nach der Gründung Israels am 14. Mai 1948 erklärten Ägypten, Transjordanien, Syrien, der Libanon, Saudi-Arabien und der Irak dem jüdischen Staat den Krieg und griffen ihn an. Das erklärte Ziel der arabischen Allianz war es dabei, Israel mit militärischen Mitteln zu beseitigen, doch den israelischen Streitkräften gelang es, das Land zu verteidigen und die gegnerischen Armeen zu schlagen. Im Zuge dessen, aber auch schon während des vorangegangenen Bürgerkrieges zwischen jüdischen und arabischen Milizen, verließen mehrere Hunderttausend palästinensische Araber das Land – infolge von Kriegshandlungen, vielfach jedoch auch auf Geheiß der arabischen Staaten, die freie Bahn für ihren Angriff haben wollten und eine triumphale Eroberung und Zerstörung Israels ankündigten.
Gleichwohl vertritt die palästinensische Seite bis heute unverrückbar die Position, dass die Gründung des jüdischen Staates eine „Nakba“, also eine Katastrophe gewesen sei – vergleichbar mit dem Holocaust – und dass erst jüdisch-zionistische Milizen und danach die israelische Armee die palästinensischen Araber gezielt und systematisch vertrieben habe. Dieser zählebige Mythos wird auch von den europäischen Sympathisanten der Palästinenser vertreten, wie beispielsweise die Wanderausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ zeigt, die bislang an über 100 verschiedenen Orten in Deutschland und der Schweiz zu sehen war. Sie präsentiert die Araber respektive Palästinenser durchweg als so unschuldige wie harmlose Opfer einer generalstabsmäßig geplanten zionistischen Aggression, während vom arabischen Antisemitismus, der auf die Vernichtung des jüdischen Staates zielt, keine Rede ist.
Diese Sicht- und Herangehensweise folgt einer in den Gesellschaftswissenschaften höchst populären postmodernen Strömung, die keine historischen Tatsachen mehr kennen will, sondern nur noch „Narrative“. Ist dieser Ansatz ganz grundsätzlichmehr als fragwürdig – weil es ihm bloß um Befindlichkeiten und „Identitäten“ zutun ist –, so führt er in Bezug auf den „Nahostkonflikt“ absichtsvoll zu einer Dämonisierung und Delegitimierung Israels: Aus einer scheinbar äquidistanten Position heraus werden dem Zionismus und dem jüdischen Staat letztlich die Existenzberechtigung abgesprochen, werden die Palästinenser zu den „Opfern der Opfer“ und die Israelis zu Okkupanten, Räubern und Mördern. Der antisemitische Subtext ist dieser Methode immer schon eingeschrieben.
Der Vortrag von Alex Feuerherdt wird sich dem Mythos „Nakba“ sowie weiteren Legenden im Zusammenhang mit der Gründung des Staates Israel widmen und prüfen, weshalb sie bis heute gepflegt werden, wie sich demgegenüber die Wirklichkeit darstellt und warum eigentlich niemand ein Rückkehrrecht für die Hunderttausenden Juden fordert, die 1948/49 aus den arabischen Staaten, in denen sie lebten, fliehen mussten.
Alex Feuerherdt ist freier Publizist. Er lebt in Köln und schreibt schwerpunktmäßig über den Nahen Osten und Fußball, u.a. für KONKRET, die Jungle World, n-tv.de, die Jüdische Allgemeine, MENA-Watch und Audiatur Online. Außerdem ist er der Betreiber des Blogs Lizas Welt.