Gast Oct 30 2018 - 1:52pm
Katastrophale Zustände in der Lehre - Studierende besetzen Unigebäude
Darmstadt, 30.10.2018.
Unter dem Motto „Liebe Architektur, wir müssen reden…“ hat sich eine Studierendeninitative gegründet, die mit der Unterstützung des AStA der TU Darmstadt und allen Studierenden des Fachbereichs seit dem 29.10.2018 das Gebäude des Fachbereichs besetzt. Grund für diese Besetzung ist die sich seit Jahren verschärfende finanzielle Schieflage des Fachbereichs. Es fehlt nicht nur an Professor*innen und Lehrenden, auch das Gebäude und die Lernräume fallen auseinander.
„Bildung ist ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Für eine gute Bildung muss die Politik sich um eine angemessene Finanzierung kümmern. Jede Person muss ihre Bildungsinteressen wahrnehmen können, ohne abhängig von wirtschaftlichen Verwertungsinteressen zu sein.“, so Jörg Hartmann, Mitinitiator der Studierendeninitiative.
Durch die seit Jahren anhaltende Unterfinanzierung verstärkt sich die Personalknappheit stetig und führt zu ausfallenden Lehrveranstaltungen und unschlüssigen Lehrkonzepten. Dreimonatige Nachbesetzungssperren für Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen dünnen die zu knappe Personaldecke in regelmäßigen Abständen weiter aus. Die Folgen dieser Situation haben die Studierenden zu tragen: Aufgrund von fehlenden Lehrangeboten können Abschlüsse nicht in dem von den Studierenden angestrebten Zeitraum abgeschlossen werden. Durch die Vernachlässigung des Gebäudes zerfällt der Lernraum; kaputte Fenster, Wasser, das von der Decke tropft, geschlossene Toiletten, weil bei Benutzung Wasser in die darunterliegenden Räume fließt, all das macht das Lernen, Lehren und Forschen unmöglich.
„Wir fordern die Landesregierung auf, ausreichende Mittel für Bildung zur Verfügung zu stellen. Damit wir die Aufgaben, die auf uns zukommen, meistern können. Für uns als Architekturstudierende heißt das, dass wir auf die Veränderungen im Wohnungsmarkt, im Bereich des energieeffizienten Bauens, aber auch der sozialen Fragen reagieren können müssen. Das kann nur durch eine umfangreiche, generalistische Lehre gelingen.“, so Felix Graf, Mitinitiator der Studierendeninitiative.
Bisher ist sowohl von Seiten der Universitätsverwaltung, als auch der Landesregierung der Eindruck entstanden, dass der Wille dies zu ändern nicht vorhanden ist. Deshalb wollen die Studierenden mit dieser Protestaktion die Aufmerksamkeit auf ihre prekäre Situation lenken.
„Das Präsidium muss sich dafür einsetzen, dass allen Fachbereichen ausreichende Mittel zur Verfügung stehen. Fachrichtungen, in denen das Drittmittelpotenzial geringer ist als in anderen, dürfen nicht weiter vernachlässigt werden. Diese Fachbereiche dürfen nicht schlechter ausgestattet werden; vor allem aber darf die Lehre dort nicht leiden.“, so Johanna Saary vom AStA der TU Darmstadt.
Folgende Forderungen hat die Studierendeninitative aufgestellt:
- Wir fordern die reguläre Besetzung aller 19 Professuren des Fachbereichs.
- Wir fordern eine Grundausstattung von 300% WiMi-Stellen je Fachgebiet.
- Wir fordern die sofortige Aufhebung der „3-Monatssperre“ bei Wiederbesetzungen von Mitarbeiter*innenstellen.
- Wir fordern den Start der Sanierung unseres Gebäudes.
- Wir fordern die sofortige Durchführung des Umbaus der Werkstatt.
- Wir fordern die Berücksichtigung der Handlungsempfehlungen aus der Evaluationskommission.
Während der Widerstandswoche bleibt das Gebäude des Fachbereichs besetzt. Die Lehrveranstaltungen werden ausgesetzt und stattdessen bieten die Studierenden selbst Workshops an, in denen sie sich gegenseitig über die Situation informieren, weitere Aktionen vorbereiten und einen solidarischen und kreativen Protest organisieren. Am 02.11.2018 werden die Studierenden mit einer Demonstration durch Darmstadt ziehen, um gegenüber dem Präsidium der TU Darmstadt auf die Missstände und Probleme am Fachbereich aufmerksam zu machen.
Wir fordern alle Studierende, Schüler*innen, Architekt*innen und Alle, die an gerechter Bildung interessiert sind, auf, sich den Protesten anzuschließen.
Kommt bei uns vorbei! Kommt zur Demo! Unterfinanzierte Bildung geht uns alle an!