Johanna Saary 20. November 2018 - 18:52
Auf Grundlage eines Beschlusses des Präsidiums der TU Darmstadt, gibt es seit einigen Monaten zwei Hörsäle, die zu Marketingzwecken im Sinne eines Unternehmens benannt wurden, wobei keine Kennzeichnung der Benennung als Werbung stattfindet, zudem wurden die Hörsäle mit Unternehmenslogos ausgestattet, welche mitunter während Lehrveranstaltung sichtbaren sind. Des Weiteren werden die Hörsäle zeitweise den Unternehmen zur Nutzung überlassen
Diese Entwicklung sehen wir als sehr kritisch an. Nicht nur wird damit Unternehmen der Zugang zur Universität noch stärker erleichtert, auch wird ihnen der Zugriff auf Studierende als Zielgruppe ermöglicht, an einem Ort, an dem diese sich nur durch nicht teilnehmen an Lehrveranstaltungen, der Werbung entziehen könnten. Die Universität argumentiert damit, dass sie strategischen Partnern Möglichkeiten eröffnen möchte.
Wir Studierende sehen uns als Zielgruppe an einem Ort, den wir aufsuchen um zu lernen, ausgenutzt.
Selbstverständlich ist unsere gesamte Umwelt von Werbung geprägt, doch können wir uns in den meisten Fällen dafür oder dagegen entscheiden bestimmte Orte aufzusuchen. Dies gilt nicht für Räume in denen wir Lernen, Lehren und Arbeiten, daher fordern wir ein allgemeines Werbungsverbot für Unternehmen auf dem Campus und auf der Athene-Karte.
Das Hörsaalsponsoring wurde in der Universität eingeführt und obwohl es ein Thema ist, das Studierende in ihrem Lernalttag stark betrifft wurden diese an der Diskussion nicht beteiligt.
Laut Universität ist das Hörsaalsponsoring nur eine von mehreren Maßnahmen eines Fundraisingprogramms. Wir stehen diesen Maßnahmen kritisch gegenüber und fordern die Universitätsleitung dazu auf, die Diskussion erneut zu öffnen und uns Studierende mit einzubeziehen. Dies gilt nicht nur für das Hörsaalsponoring, sondern für alle Werbe- und Sponsoringmaßnahmen auf dem Campus und auf der Athene-Karte.
Die Universität ist kein unabhängiger Raum, auf Grund der fehlenden Ausfinanzierung der Universitäten durch Bund und Länder, sind die Universitäten stark auf Drittmittel angewiesen.
Neben der Ausfinanzierung der universitären Lehre und Forschung fordern wir einen transparenten Umgang mit wirtschaftlichen Kooperationen.
Zweifelsohne ist das Sponsoring von Hörsälen ein weiterer Schritt in Richtung von wirtschaftlichen Unternehmen, es mag diese stärker an die Universität binden, führt aber auch dazu, das einzelne Unternehmen die Forschung und Lehre dominieren.
Wir sehen hier, wie auch bei anderen Maßnahmen, die Unabhängigkeit von Lehre und Forschung gefährdet. Im konkreten Fall des Hörsaalsponsorings ist des Weiteren intransparent, nach welchen Kriterien Sponsoren gewählt werden, wie Partnerschaften beendet werden können und was mit dem Geld aus den verschiedenen Fundraisingmaßnahmen passiert.
In der Pressemitteilung wurde die Höhe der eingenommenen Gelder wie folgt beschrieben:
"Die beiden Vertragspartner überweisen insgesamt einen mittleren fünfstelligen Betrag pro Jahr an die Universität."
Insgesamt strebt die Universität eine Erhöhung der Einnahmen an. Wir sehen allerdings jede Summe als unverhältnismäßig an. Die Freiheit zu lernen ohne dabei durchgängiger Werbung ausgesetzt zu sein ist nicht verhandelbar.
Unsere Forderungen (Zusammenfassung)
- ein allgemeines Werbungs- und Sponsoringverbot für Unternehmen auf dem Campus
- keine Werbung/Sponsoring auf der Athene-Karte
- Ausfinanzierung der universitären Lehre und Forschung durch Bund und Länder
- einen transparenten Umgang mit wirtschaftlichen Kooperationen
- Kriterien für Aufnahme und Beendigung von Partnerschaften
- Offenlegung der durch das Fundraising eingenommen Gelder
https://www.intern.tu-darmstadt.de/informationsportal/nachrichten_2/news_details_de_en_189312.de.jsp
Resolution des Studierendenparlaments. Beschlossen am 30.05.2018.