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Architektur und Ideologie: Über die Gesellschaft der Ware und ihre Städte

Der Blick auf gigantische Plattenbau-Siedlungen findet mehr als nur das Grau schroffer Beton-Fassaden, das instinktiv gefällte Urteil ist kein rein ästhetisches. Der real gewordene Alptraum von staatlichem Zugriff und Fremdbestimmung blitzt auf in der Trostlosigkeit eines geordneten und endlosen Nebeneinanders von Wohnparzellen. In diesem Bild verdichtet sich geradezu auch eines von Gesellschaft, in der Hoffnungslosigkeit und die Absage an jegliche Utopie sich noch in den Mauern um uns herum vergegenständlichen. Aufgegriffen wird dieser fast schon geschichtsphilosophische Gehalt, wie das nun eben so ist in den zeitgenössischen Produkten der Kunst und Subkultur, nur noch verdinglicht, als Klischee – nicht zuletzt eben in Rap-Videos oder düsteren Reportagen aus dem weiten Osten. Und so wenig diese zerbröckelnden Versuche der Planung von Siedlungsbau und Lebensraum nun alleinige Angelegenheit der ehemaligen Sowjetunion waren, so wenig ist dem Gegenbild solcher Tristesse zu trauen: Noch das einladende Stadtbild von Paris, das nicht zuletzt im 19. Jahrhundert viel von seiner heutigen Form gewonnen hat, spricht von Aufstandsbekämpfung im unmittelbar militärischen wie auch ideologischem Sinne.

Diesem sowohl evidenten wie auch schwer auszumachenden Verhältnis von Gefühl und Design, von Wohnraum und Gesellschaft, von alltäglicher Umgebung und weltumspannender Warenproduktion soll sich mit einer Veranstaltungsreihe angenommen werden. Hierbei aufgegriffen werden Aspekte einer materialistischen Kritik von Architektur und Stadt im Sinne der Kritischen Theorie, um dabei sowohl das allgemeine Verhältnis von bürgerlichem Subjekt und urbanem Raum, wie auch die historische Entwicklung der modernen Stadt, von der französischen Revolutionsarchitektur bis hin zu etwa den Bauten des Realsozialismus und der „Selbstzerstörung des städtischen Milieus“ (Guy Debord) zu beleuchten.
Dies steht im Zeichen einer kritischen Auseinandersetzung mit der Lebensrealität der Moderne, in der neben der unmittelbaren Zurichtung durch Staat und Ökonomie vielerorts sicher auch die Ausgestaltung von Stadt und Wohnraum ihren Anteil an der alltäglichen Langeweile und der zunehmenden Proletarisierung hat. Um dem nun nicht nur die Forderung nach einer „Stadt für Alle“ oder Versatzstücke aus Adornos berüchtigtem Aphorismus über die Unmöglichkeit des richtigen Wohnens entgegenzusetzen, soll sich in einigen Vorträgen deshalb genauer mit den Zusammenhängen von Architektur und Kapital, von Affektbesetzung und urbaner Umwelt befasst werden.


Roger Behrens (10.05) thematisiert dabei zunächst das Verhältnis von Kritischer Theorie und Architektur, um eine „Kritische Theorie der Stadt“ zu entwerfen. Nachdem sich weiterhin Torsten Lange (24.05) mit dem Niederschlag des Realsozialismus in der Architektur auseinandergesetzt hat, referiert Jörg Gleiter (01.06) zur „Kritischen Theorie des Ornaments“. Die Reihe schließt mit Gerhard Schweppenhäuser (07.06) zu Funktionalismus und Design.


Wir freuen uns über Euer Kommen!

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