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Rückblick - Beerdigung der Studiengänge

Am Mittwoch, dem 26. November 2025 versammelten wir uns vor dem alten Hauptgebäude der Universität zu einer symbolischen „Beerdigung der Studiengänge“. Anlass war der geplante Wegfall dreier Studiengänge: Sportwissenschaft, Geowissenschaften sowie Lehramt an Berufsschulen. Mit unserem Sarg wurde die dargestellt, diese Programme müssten „zu Grabe getragen“ werden, wenn die geplanten Schließungen umgesetzt werden. Der AStA hat zusammen mit dem AStA der h_da und den betroffenen Fachschaften einen Protest organisiert, der gezeigt hat, dass wir uns klar dagegen stellen!

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sarg_und-barbara.jpg, von sieverdingbeck

 

 

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menge_hinten.jpg, von sieverdingbeck
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pr_rede.jpg, von sieverdingbeck

 

Warum diese Aktion?

Hintergrund ist der von der hessischen Landesregierung beschlossene neue Hochschulpakt 2026–2031, der massive Einsparungen bei den staatlichen Hochschulen vorsieht: Laut der Universitätsleitung müssen rund 10 Prozent der Mittel an der TU Darmstadt eingespart werden. Das Präsidium der TU argumentiert, nur durch das Streichen bestimmter Studiengänge könnten andere, dem Kernprofil der Uni zugeordnete Fächer, weiterhin finanziell gesichert werden. Für die betroffenen Programme bedeutete das konkret:

Beim Sport- und Geowissenschaftsstudium soll der Master wegfallen, der Bachelor bleibt für Bestandsstudierende mit Frist bis „Regelstudienzeit plus zwei Semester“ möglich.

Im Lehramt an Berufsschulen soll der Bachelor komplett entfallen, der Master künftig nur noch über einen Quereinstieg möglich sein.

Für die Studierenden bedeutet das einen Verlust von Zukunftsperspektiven – und für Fachbereiche, Institute und ganze Bildungslinien droht das Aus.
 

Stimmen: Trauer und Wut, aber auch Widerstand

In den Reden der Fachschaften wurde betont: Bildung dürfe nicht zur Distributionsmasse verkommen. Die Schließung schadet nicht nur den Studierenden, sie gefährdet die gesamte gesellschaftliche Bildungslandschaft. So äußerte eine Vertreterin der Lehramtsstudierenden: „Wir trauern nicht leise, wir trauern kämpferisch.“

Andere wiesen auf die langfristigen Folgen hin: In wenigen Jahren fehlen Sport- und Schwimmlehrer:innen ; auch Geowissenschaftler:innen etwa für Geothermie, Hydrogeologie oder Umweltschutz — Felder, die gerade jetzt politisch und gesellschaftlich enorm relevant sind.

Lokale Sportvereine reagierten: Der SV Darmstadt 98 und die SG Arheilgen forderten in Stellungnahmen den Erhalt des Instituts für Sportwissenschaft, nicht nur im Interesse der Studierenden, sondern als wichtige Einrichtung für die Region und den Amateur- wie Leistungssport gleichermaßen. 
 

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rip.jpeg, von sieverdingbeck
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traurig.jpg, von sieverdingbeck

 

Bedeutung der Aktion und was jetzt ansteht:

Die symbolische Beerdigung war mehr als eine theatrale Protestaktion: Sie setzte ein starkes Zeichen. Öffentliche Aufmerksamkeit, mediale Präsenz und die Solidarität mit Sportvereinen und gesellschaftlichen Akteuren zeigen, dass diese Entscheidung nicht nur universitätsintern wirkt sondern weitreichende Konsequenzen für Stadtgesellschaft, Berufsbildung, Umwelt und Zukunftsfähigkeit hat.

Allerdings: Formal sind die Studiengänge noch nicht „tot“. Die Prüfung und Entscheidung steht bis zum Jahresende aus und müssen noch durch den Hochschulrat und den Senat der TU. 

Genau hier liegt der Handlungsdruck: Solange es ein Verfahren gibt, gibt es Raum für Gegenwehr: sei es politisch, medienwirksam oder durch studentisches Engagement.
 

Warum es wichtig ist und warum wir nicht ruhig bleiben dürfen:

Das Aus von Studiengängen wie Sportwissenschaft, Geowissenschaften oder Lehramt an Berufsschulen bedroht mehr als einzelne Fachbereiche:

  • Fachkräftemangel in wichtigen Bereichen: Sport-, Umwelt- und Lehrkräfte könnten fehlen — gerade in einer Zeit, in der Bildung, Gesundheit und Klima große gesellschaftliche Herausforderungen sind.
  • Einsparungen auf Kosten der Vielfalt: Engere Profilbildung kann kurzfristig Kosten sparen — langfristig aber Vielfalt, Interdisziplinarität und Zugangschancen für Studierende mindern.
  • Signalwirkung: Wer heute Studiengänge streicht, sendet ein Signal, dass Zukunft nicht mehr planbar, sondern verzichtbar ist. Gerade für eine Universität wie die TU Darmstadt, die sich auf Forschung und Innovation berufen will, ist das ein Widerspruch.

Die Aktion der war daher kein Symbol für Resignation, sondern ein Warnruf, ein Aufruf zur kollektiven Verantwortung!
 

Fazit & Ausblick:

Die symbolische „Beerdigung der Studiengänge“ an der TU Darmstadt war ein kraftvolles politisches Statement. Sie dokumentiert Studierendenwut und Enttäuschung — und zugleich Entschlossenheit. Ob Sportwissenschaft, Geowissenschaften oder Lehramt an Berufsschulen — wenn die Hochschulpolitik weiter so gehandhabt wird, besteht das Risiko, dass nicht nur einzelne Fächer verschwinden, sondern zukünftige generationsübergreifende Perspektiven.

Doch der Entscheid ist noch offen. Der Weg über Senat und Hochschulrat bleibt — und damit der Raum für Protest, Kampagnen und Engagement. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob dieser Protest Wirkung zeigt — oder ob unsere Studiengänge tatsächlich zu Grabe getragen werden.

Wir trauern nicht leise. Wir kämpfen weiter für Bildung und Zukunft!

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