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Autonome Tutorien: Weitere Teilnehmer_innen gesucht!

Elemente einer materialistischen Denkformkritik im Werk Theodor W. Adornos

In unserem Tutorium wollen wir den verstreuten Andeutungen Adornos auf die Konstitution und Kritik der gesellschaftlichen Synthesis („Kitt des je Seienden“) nachspüren. Wir wollen analysieren, inwiefern die Entwicklung einer dialektisch-materialistischen Erkenntniskritik Bedingung radikaler Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft ist - und damit des einzig richtigen Verständnisses von ihr. Eine derartige Kritik müsste den “Beweis“ erbringen bzw. vernünftig nachvollziehbar aufzeigen, dass die formallogischen Varianten der Soziologie und der Philosophie dem Ideologischen verhaftet sind. Eine solche konkrete Analyse hieße, diese Denkformen auf ihren gesellschaftlichen Grund zurückzuführen, sprich sie als Teil der durch den Tausch gestifteten Totalität zu kennzeichnen. Dazu würde weiterhin gehö-ren, nach dem Anderen der formalen Logik Ausschau zu halten, also den Punkt in den Blick zu fassen, wo Rationalität in Irrationalität umschlagen muss, wenn sie nicht sich zum dialektischen Denken weiterentwickelt. Zur Frage nach der materialistischen Begründung der Geltung des Satzes der Identität gesellt sich damit die Frage nach seiner Verbundenheit mit Wahnsinn und Gewalt.
Es soll vor allem Wert auf eine genaue Analyse und ein gutes Verständnis der Texte gelegt werden, welche wir durch Lektüre der Originaltexte erzie-len wollen. Wir wollen uns Zeit lassen und gegebenenfalls auf die philoso-phischen Voraussetzungen der Texte (Kant, Hegel, Marx vor allem) einge-hen. Je nach Bedarf gehen wir auch auf die klassischen Texte der mate-rialistischen Denkformkritik, also von Lukacs und Sohn-Rethel, ein.

Mittwochs 16.15–17:55 Uhr
Kontakt:
Ort: S1/03/111

 

Einführung in die Kritik des Antiziganismus

Die Feindschaft gegen Zigeuner weist nunmehr eine vielhundertjährige Geschichte der Diskriminierung, Ausgrenzung, Verfolgung und schließlich deren Kulmination in der Vernichtung durch die nationalsozialistischen Endlösung der Zigeunerfrage auf. Gleichwohl muss eine Kritik des Antizi-ganismus bis heute als marginal gekennzeichnet werden, der Antiziga-nismus besteht auch nach Auschwitz in nahezu ungebrochener Kontinuität fort.Im Tutorium wird es daher darum gehen, sowohl die Geschichte des Anti-ziganismus seit dessen Herausbildung während der ursprünglichen Ak-kumulation des Kapitals nachzuzeichnen, als auch dem Ursprung der Bil-der, nach denen Individuen zu Zigeunern gemacht und als solche verfolgt werden, nachzuspüren. Diese Bilder sollen durch eine Kritik der Konstitu-tion der Individuen als Subjekte der bürgerlichen Gesellschaft als ver-drängte und verleugnete Momente des eigenen Selbst begriffen werden, die aus Gründen der Angstabwehr und zum Zweck der Identitätsbildung projiziert und am Anderen verfolgt werden. Eine solche Kritik des Antiziga-nismus nimmt also nicht die Lebensweise der wirklichen oder potentiellen Opfer in den Blick, sondern begreift die Zigeunerfeindschaft als Moment kapitaler Vergesellschaftung und die nationalsozialistische Vernichtungs-praxis als der repressiven Totalität entsprungen. Somit muss eine Kritik des Antiziganismus stets Kritik des Verhältnisses von Individuum und Ge-sellschaft, somit der Antiziganer und der antiziganischen Gesellschaft sein. Ist der Antiziganismus in der gegenwärtigen Forschung zumeist als Denk-form, d.h. als Vorurteil oder Ressentiment gefasst, gilt es auch, derartigen Subjektivismus aufzuheben und die objektive Bedeutung in den Blick zu nehmen: die Austreibung der Möglichkeit von Glück, die Absage an die versöhnte Menschheit und damit die Verewigung der sich selbst Zweck seienden Herrschaft.Neben deskriptiv-historischen Studien zum Antiziganismus werden im Tu-torium vor allem materialistische, also wert- und ideologiekritische Schrif-ten, die an der kritischen Theorie von Marx, Adorno und Horkheimer orien-tiert sind, behandelt, aber auch konstruktivistische und poststrukturalisti-sche Ansätze in die Reflexion mit einbezogen. Mithin gilt es auch, die Dif-ferenz von Antiziganismus, Antisemitsmus und Rassismus zu begreifen sowie geschlechtsspezifische Implikationen des Antiziganismus heraus-zuarbeiten.

Montags 16:15-18 Uhr
Kontakt:
Ort: S1/03/10

 

Design – kreative Intuition und Werkstoffe in der Praxis

Die Produktentwicklung setzt dem Ingenieur vier Ziele: Kosteneffizienz bei der Produktion, optische Attraktivität, Zweckmäßigkeit und gute Funktion. Das Studium lehrt vor allem, das beste Material für eine Aufgabe zu finden und schießt damit manchmal an der Wirklichkeit vorbei: Mitunter ist es notwendig, aus vorhandenen Materialien etwas zu entwerfen, einfach weil keine Alternativen gegeben sein können.
Das praktische Wissen über den Bau eines Wasserfilters aus Sand kann manchmal lebensnotwendig sein; Aber auch der Einsatz alternativer und recycelter Rohstoffe kann nicht nur effektiv, sondern auch recht kosten-günstig sein. In Zeiten zunehmender Rohstoffknappheit wird der Frage nach dem Recyclen von Rohstoffen eine entscheidende Bedeutung zu-kommen...

Das Tutorium will sich also von der Materialseite her mit dem Thema De-sign befassen. Was liegt herum, was kann man benutzen? MacGyver bau-te mit einen Messer, einer Plastiktüte und einer Gasflasche notfalls einen Rettungsfallschirm – Könnest Du mit einer Plastiktüte, einem Luftballon und einem Strohhalm ein Ei trennen? Haben Sie schon mal mit einer Alu-folie und ein bisschen Kreativität eine Suppe gekocht? Material, das man findet hat manchmal erstaunliche Eigenschaften.

Noch immer werfen wir unglaublich viele Dinge weg – nicht nur Essen sondern auch die Dinge, worin es aufbewahrt wird. Dabei sind diese Sa-chen durchaus sehr nützlich. Wir werden also neben kleineren Basteleien, die eine andere Herangehensweise über die Verfügbarkeit an Bauprojekten wecken will, auch zusehen, woraus man eigentlich noch nützliches bauen kann – gerade wenn Sie sich für Ingenieurarbeit in Entwicklungsländern interessieren, könnten Sie hier den ein oder anderen Tipp aufschnappen.

Mittwochs 18–19:30 Uhr
Kontakt:
Ort: S1/03/312

 

Technik mal anders

Organtransplantationen, die Erfüllung sozialer- und Pflegedienstleistungen durch Roboter, die Optimierung kriminalistischer und psychologischer Ver-fahren durch Hirnforschung - die Möglichkeiten der Technik werfen immer wieder Fragestellungen auf, die weit über den Horizont einzelner techni-scher Disziplinen hinaus verweisen: Sind Mensch und Natur optimierbar? Welche Wertbasis, welches Menschenbild liegt einer solchen Optimierung zugrunde? Inwiefern werden durch Technik bewährte Formen der Identi-tätsbildung in Frage gestellt? Wer trägt die Verantwortung für unerwünsch-te Auswirkungen und sind diese abschätzbar?  

Oft scheint es, als würden Reflexions- und Diskussionsprozesse der Technikentwicklung erst nachgeschaltet und Bedenken -- mit Verweis auf wirtschaftliche Argumente -- als zu wenig relevant zurückgewiesen. Kritik von Seiten der Gesellschaft kommt nicht nur oft zu spät, sondern erfordert ein Fachwissen, dessen Bandbreite und Tiefe trotz vielseitiger medialer Übersetzungsarbeit nicht mehr unmittelbar zugänglich ist. Nur die Techni-ker selbst verfügen über das hinreichende Expertenwissen, um bereits während des Entwicklungsprozesses ethische Bedenken vorbringen zu können. Doch auch diese Kritik kann nur dann wirksam werden, wenn sie nicht nur als "ungutes Gefühl", sondern auch argumentativ und sprachlich versiert geäußert werden kann.
Im Tutorium wollen wir neben der Lektüre und Diskussion von einführen-den theoretischen Texten zu Technikethik und Technikphilosophie auch nach alternativen Formen der Technikreflexion und -kritik fragen. Unser Anspruch ist es, die Formen der Technikreflexion nicht nur im Hinblick auf Argumente, sondern auch auf ihre Methoden zu untersuchen und so die Frage ihrer Funktion konkret zu stellen. Mit literarischen Texten und einem Theaterstück/Film, bei denen eine kritische Technikrezeption auf den ers-ten Blick nicht unmittelbar naheliegt, wollen wir einen experimentell-verspielten Zugang zum Diskurs am Schnittpunkt Technik - Gesellschaft erproben.
Mit Studierenden unterschiedlichster Fachbereiche wollen wir Technik mal anders betrachten und darüber diskutieren.

Dienstags 18.05–19:30 Uhr
Kontakt:
Ort: S3|16 (Wallhaus am Schloss, Eingang über die Schlossbrücke)

 

Per Anhalter zur digitalen Unversehrtheit - Datenschutz, eine Utopie?

Im Rahmen der zunehmende Präsenz von Computern und deren Vernetzung im alltäglichen Leben nimmt die elektronische Verarbeitung und Speicherung von Daten, die sich im Konkreten auch immer häufiger auf real existierende Personen beziehen, in rasanter Geschwindigkeit zu.  
Elektronische Kommunikation und Datenverarbeitung werden so heute vielerorts bereits als selbstverständlich betrachtet, ohne dass grundlegende Regeln zum Schutz dieser etabliert wurden.
Leider sind Daten auf Computern nicht, wie man annehmen könnte, in selbstverständlicher Weise vor fremdem Zugriff oder Manipulation geschützt. Zwar gibt es Anwendungen, wie beispielsweise elektronische Bankgeschäfte, die aufgrund der zugrundeliegenden wirtschaftlichen Interessen mit hohem Aufwand gegen Fremdeinwirkung geschützt werden, doch die große Mehrheit der Anwendungsformen erfolgt ohne oder nur mit rudimentären Schutzmaßnahmen.

In diesem Kurs wollen wir gemeinsam erörtern, wo kritische Stellen bei den heutigen verwendeten und zunehmend zentralisierten Systemen liegen, welche Probleme daraus resultieren und wie diese abgewendet werden könnten. Hier sind Endbenutzer, aber auch Experten gefragt, sodass ein gesunder Dialog entsteht.

Im weiteren Verlauf soll außerdem der praktische Einsatz von Software zur Verbesserung von Anonymität und Geheimhaltung erprobt werden, beispielsweise mit GnuPG zur Verschlüsselung von Emails und Tor zum anonymen Besuchen und Anbieten von Internetseiten. Hierzu ist es hilf-reich, wenn die meisten Teilnehmer einen eigenen Computer (zum Beispiel Labtop oder Smartphone) zur Teilnahme mitbringen, besonders weil sich die eingerichtete Software dann auch später selbst nutzen lässt.

Wer sich nur für die praktischen Workshops interessiert, kann die Termine gerne anfragen. Ich werde sie, sobald sie feststehen, bekanntgeben.

Montags 16:15–17:55 Uhr
Kontakt: (PGP: 0x8FCDDB55)
Ort: S1/02/344